Unterbodenschutz bei Holzboden (Bodenplatte aus Holz)

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Unterbodenschutz bei Holzboden (Bodenplatte aus Holz)

Beitragvon Helge-Paul » 22.06.2022, 17:56

Hallo zusammen,

ich melde mich hier mit meinem Hymer S660 Baujahr 1987 auf Basis MB zu Wort (Motor: Diesel 5 Zylinder, 59kW/80PS).

ich bin mir (fast) schon ziemlich sicher, dass dieses Thema hier garantiert schon das ein- oder andere Mal thematisiert wurde. Ich unternehme trotzdem den Versuch:

Gibt es hier eine Expertise hinsichtlich einer Unterbodenkonservierung, wenn eine Bodenplatte aus Holz montiert ist?

Bei den älteren Hymermodellen (natürlich auch bei anderen älteren Fabrikaten) wurde meines Wissens nach häufig (oder immer?) eine Holzbodenplatte montiert. Wie dem auch sei, bei meinem Hymer S660 von 1987 ist jedenfalls ein Holzboden montiert. Hier scheiden sich ja offensichtlich die Geister hinsichtlich der fachlichen Einschätzung in Sachen "Unterbodenschutz".

Ich habe hier bei mir im Raum Münster aus Interesse zwei Anbieter in der Umgebung angerufen, die auf Unterbodenkonservierungen "spezialisiert" sind. Positiv zu berichten ist, dass beide (!) Anbieter überaus freundlich zu mir waren und mir Rede und Antwort gestanden haben. Sie haben sich beide Zeit für mich genommen am Telefon. Sehr gut fande ich, dass mir keiner von beiden eine "unseriöse" Unterbodenbehandlung aus Bitumen andrehen wollte, ganz im Gegenteil: Beide sprachen sich explizit gegen eine Behandlung mit Bitumen aus, wofür ich sehr dankbar war.
Beide Anbieter führen zudem vor der eigentlichen Konservierung Eisstrahlen zwecks Reinigung durch und (falls nötig), eine Rostumwandlung a la Owatrol. Dann erst erfolgt die eigentliche Behandlung mit Fett und/oder Wachs. Beide Anbieter haben mich zudem auch auf die Standzeiten zwischen den einzelnen Arbeitsschritten hingewiesen.

Dennoch hat mich irritiert, dass beide Anbieter komplett andere Ansätze hinsichtlich des Holzbodens verfolgen:

1. Anbieter Nr. 1 sagt, der Holzboden dürfe auf keinen Fall mit Fett/Wachs behandelt werden, da das Holz nicht luftdicht versiegelt werden dürfe, das Holz müsse atmen können. Das Holz müsse/solle vielmehr mit einem entsprechenden Öl (oder ähnlichem Imprägnierer) behandelt werden, er sprach von einem "offenporigen Anstrich" des Holzes, dieser sei unbedingt aus fachlicher Sicht notwendig. Der Anbieter sagte mir, dass er aus diesem Grund auch keine Unterbodenkonservierung am Holzboden durchführen wird, weil er letztlich dafür nicht haften möchte, wenn die Geschichte schief läuft. Er fügte hinzu, dass er grundsätzlich schon die Arbeiten durchführen könne, jedoch müsse er dann Holz und Unterbodenkonstruktion getrennt voneinander behandeln. Das würde aus fachlciher Sicht zwar gehen, jedoch wäre der zeitliche Aufwand (Abkleben...etc.) so enorm, dass ich das hinterher nicht bezahlen wolle.

2. Anbieter Nr. 2 sagt genau das Gegenteil. Er sagte mir, es sein kein Problem, die Bodenplatte aus Holz mit Wachs/Fett zu behandeln. Er sagte, es sei sogar gut, wenn der Holzboden wasser- und luftdicht versiegelt werden würde. Er ergänzte als Beispiel, dass man es z.B. bei Holzbooten auch nicht anders machen würde. Diese seien (logischerweise) auch wasser- und luftdicht versiegelt.

So, nun stehe ich da und weiß nicht weiter. Zwei Meinungen bzw. fachliche Einschätzungen und bei mir ein großes Fragezeichen.

Für mich persönlich klingt es irgendwie wichtig und "richtig", dass ein Unterboden aus Holz in irgendeiner Form und bei Zeiten eine geeignete Imprägnierung erhalten sollte, um den Boden vor Feuchtigkeit zu schützen.

Nur wie ist nun die richtige Herangehensweise?

Kann mir diesbezüglich jemand weiterhelfen oder hat hier jemand Erfahrungswerte gesammelt?

Über Eure Antworten würde ich mich sehr freuen.

Vielen Dank und freundliche Grüße,

Helge
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Beitragvon peterb » 22.06.2022, 20:31

Hallo Helge,

wir sind hier zwar kein Hymer-Forum und entsprechende Spezialisten bezüglich der Besonderheiten, aber aus Erfahrung kann ich dazu sicher doch einiges beitragen....

Zum Thema Bodenplatte: Die geht nur kaputt, wenn von oben ständig Feuchtigkeit nachkommt.... Wie wir 94 unseren ersten Arnold gekauft haben, den wir heute noch besitzen ;-), da waren die als Alternative in Betracht kommenden "Braunnasen" bereits von der Bodenplatte hin..... Ergo: Nur ein Aufbau, der in allen Belangen dicht ist, gibt Fäulnis von Holzteilen keine Chance. Problem bei den Hymers: Auch wenn von aussen alles dicht ist gibt es ein Problem: Die Innenwand ist es eben nicht, was bedeutet, dass z.B. bei Nutzung zum Wintercamping doch eine Menge Feuchtigkeit in die Wände eindringt (Wasserdampfdiffusion :shock: ) und dann zunächst zum Alufrass führt und weil Feuchtigkeit immer nach unten wandert, dann auch zum Verfall der Bodenplatte beiträgt.....

Dann habe ich von Hymer noch 1, oder 2 Sprühdosen stehen, die speziell für die Konservierung der Bodenplatte vorgesehen sind. Könntest Du haben, ist aber BITUMEN. Hilft von aussen unten, aber nicht gegen inneren Zerfall....

Tipp zu guter Letzt: Mach eine Feuchtigkeitsmessung bei deinem Fahrzeug! Geeignete Geräte sind z.B. das MF-50, oder MF-100 von Voltcraft. Messung beim Hymer von innen (beim Arnold dagegen von aussen ;-) ). Wenn die Seitenwand und Bodenplatte im unteren Bereich feucht sind und die Aussenhaut ggfls. schon erste Anzeichen von Alufraß zeigt, dann ist es evtl. an der Zeit sich schon mal nach einem Arnold RM40 umzuschauen.....

2. Tipp: Frag mal den Udo Frechen. Ist hier im Forum als Hymeristi unterwegs und Organisator der Treffen von den Hymeroldies. Der kann sicher weiterhelfen, oder vermitteln bezüglich der Besonderheiten der Bodenplatte....

Bei Fragen bitte melden, auch telefonisch!

Viele Grüsse

Peter
Arnoldfahrer seit 1994; RM35S Bj.80 (2012-2017), RM38L Bj.82 (1994-2023; unser erster nach langer Suche) und RM40 Bj.84 (seit 2016; so gut wie fertig und ständig damit unterwegs...).
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Beitragvon Helge-Paul » 25.06.2022, 08:33

Hallo Peter,

ich danke Dir für Deine Antwort und Deine fachliche Einschätzung, vielen Dank dafür! Entschuldige bitte meine leicht verspätete Antwort, in den letzten Tagen war ich viel unterwegs. Nun finde ich die Zeit, Dir zu antworten.

Ich bin sozusagen als "Neuling" auf wertvolle Informationen angewiesen und freue mich daher über jeden konstruktiven Beitrag bzw.Tipp.

Auch in einem anderen Forum, eigens für Hymer Oldtimer, habe ich meine Anfrage gestellt. Zunächst einmal bin ich sehr erfreut, dass mir alle mit guten Tipps zur Seite stehen und ich ausschließlich freundliche Antworten erhalte :-)

Was ich etwas schwierig finde, dass die Antworten teilweise sehr unterschiedlich ausfallen, manchmal wiedersprechen sie sich sogar.
Daher bin ich bisweilen eher verunsichert und versuche gerade, sämtliche Informationen für mich zu "filtern", um möglichst im Resultat das Richtige zu tun bzw. die richtige Entscheidung zu treffen.

Ich habe jetzt mal versucht, sämtliche Informationen für mich zu ordnen und daraus folgende Erkenntnis für mich gewonnenen, welche ich in folgenden Schritten gerne einmal aufzählen möchte. Ich hoffe, es ist ok, dass ich Dich diesbezüglich noch einmal ganz konkret anschreibe:

1. Den gesamten Unterboden meines Hymers reinigen (...oder z.B. via Eisstrahlen reinigen lassen...). Ich habe keine Grube oder ähnliches, daher muss ich gucken, wie ich es angehe.

2. Rostumwandler (Owatrol) auf den gesamten Unterboden, auftragen. Sprich, auf das Fahrgestell, Radkästen und die Holzplatte auftragen (...ergänzend hierzu möchte ich gerne erwähnen, dass ich auf einer Seite für Korrosionsschutz auf folgende Info aufmerksam geworden bin: "Wir empfehlen, das Holz mit Owatrol Öl zu behandeln, um das Holz zu sättigen und zu "imprägnieren" und um Feuchtigkeit zu verdrängen. Owatrol Öl wird von uns zwar hauptsächlich als Roststopper empfohlen, es funktioniert aber auch hervorragend auf Holz!")

3. Zu guter Letzt:
Mir wurde mehrfach das Mittel DEKAPHON 9735 empfohlen, dieses zum Abschluss aufzutragen. Dekaphon ist wasserdicht, jedoch nicht luft- und dampfdicht, so dass gewährleistet wird, dass die Holzplatte nicht komplett dicht gemacht wird. Genau das soll das Dekaphon leisten.
Hierzu noch mal explizit meine Frage, ob ich das Dekaphon (neben der Holzplatte) AUCH auf das Fahrgestell und in den Radkästen auftragen kann/darf? Weißt Du da etwas zu?

Kann ich nach diesen Schritten vorgehen?

Vielen Dank und freundliche Grüße aus Münster,
Helge

P.S. ein anderer User schrieb mir im Hymer Forum übrigens, dass er Schritt drei (mit dem Dekaphon) sogar komplett weggelassen hat.
Er habe das komplette Fahrgestell ausschließlich mit Owatrol behandelt und KEINEN zusätzlichen Unterbodenschutz drauf gemacht. Der TÜV Prüfer sei davon sehr begeistert gewesen, daher würde er es immer wieder so machen.

Tom
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Beitragvon Helge-Paul » 25.06.2022, 08:39

...ach ja, ergänzend zu meiner vorherigen Nachricht auch noch mal vielen Dank für Deinen guten Tipp mit dem Feuchtigkeitsmessgerät! Super Sache, werde ich mir zulegen!

Ebenso dankeschön für Dein Angebot hinsichtlich der Hymer Sprühdosen. Mit Bitumen bin ich eher vorsichtig. Der Unterboden meines früheren VW 1600L (Langschnauzer) war mit Bitumen behandelt...ich wähnte mich in Sicherheit...dann kam der große Knall. Irgendwo war eine nicht sichtbare, sehr kleine Beschädigung im Bitumen. Über die Zeit ist dirt Feuchtigkeit zwischen Bitumen und Bodenplatte eingedrungen, welche dann nicht mehr entweichen konnte. Die Bodenplatte war schlussendlich hinüber.
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