Meine Odysee mit dem Anlasser...

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Meine Odysee mit dem Anlasser...

Beitragvon Arniko » 19.09.2018, 22:07

Ich hatte den 1. Teil meines Berichts schon in einem anderen Thema veröffentlicht, es geht jetzt hier weiter:

Hallo an alle:

Mein Starter machte mir schon seit Jahren Sorgen, er wollte - zuerst nur bei sehr heißem Wetter und Motor - den Motor nicht mehr starten und man hörte nur noch ein "Klick" beim Ziehen des Starterknopfs. Erster Verdacht: klemmender Magnetschalter, beim ersten Mal mit Erfolg die Hammermethode angewendet und mich gewundert, denn der gute sah eigentlich aus wie neu, zumindest sehr sauber bzw. schon mal ausgetauscht oder so. In letzter Zeit konnte ich aber sicher sein, daß er erst nach etlichen "Klick-Klick" den Motor zum Starten brachte. Und auch bei abgekühltem Motor.

Bei mir wollte der Anlasser aber auf keinem der in verschiedenen Foren beschriebenen Weg raus gehen. Und da ich auch die Schrauben zwischen Krümmer und Auspuffrohr nicht unnötig abreißen wollte, habe ich es folgendermaßen gemacht: Den Motor mit dem Wagenheber leicht angehoben, dann den Bolzen am Gummilager und die 4 Muttern der Motorlagerung (incl. Haltewinkel vom Anlasser wo übrigens die beiden M6er Schrauben fehlten) losgeschraubt und abgenommen. Motor weiter angehoben und gesichert. Als nächstes die beiden Bolzen im Rahmen abgeschraubt, die den Querträger unter der Ölwanne halten. Diesen Träger auf der Anlasserseite so weit nach unten gezogen bis der Anlasser nach vorne - zur Lima hin - ge(sc)hoben und dann nach unten gekippt werden kann. So habe ich ihn eigentlich ohne große Mühe rausbekommen.

Vielleicht hilft diese Beschreibung ja jemandem weiter, der wie ich an Auspuffrohr und Stabistange nicht vorbeikommt.

Die 3 Schrauben, die den Magnetschalter halten waren 2x Torx konisch und 1x Schlitz zylindrisch, ein sicheres Zeichen von "schon mal was dran gebastelt"; eine Torx hab' ich trotz Schlagschrauber rund gekriegt. Mit anbohren und einem "Grabit" Schraubenentferner hab' ich sie dann raus bekommen. Nach dem Säubern von Fett und ein bißchen Rost konnte man deutliche Riefen, Anlauf- und Klemmspuren am Kolben sehen und die Messingbuchse hat fühlbar einen Absatz. Ich nehme an, daß (einer) der Vorbesitzer das Teil schon mal raus genommen und eingefettet hat, was man aber gar nicht machen soll, denn das Fett wird mit der Zeit hart und am Ende mit Staub drinnen blockiert es den Kolben oder er geht nicht mehr bis in die Endstellung um den Kontakt zu schließen. Als ich den Magentschalter testen wollte, also + an die kleine Schraubklemme und - an's Gehäuse, bewegte sich der Kolben nur müde 1-2 cm. Die Riefen und Rost habe ich weggeschliffen und ein, zwei Tropfen Nähmaschinenöl auf die Kolbenflächen. Danach wollte ich mir noch den Anlasser selbst anschauen, wo er jetzt schon mal draußen ist. Siehe da: bei einer Kohlenlitze war die Lötstelle an der Grundplatte ab! Die Reparatur war mit einem kleinen "Flammenwerfer" von Proxxon schnell gemacht; und hier auch alle Fette und Schmutz entfernt und wieder zusammengebaut. Dann provisorisch verkabelt und ... Yuppi!!! Er spurt wieder sauber aus und dreht wie er soll. Jetzt fehlt noch der Praxistest bei heißem Wetter/Motor. Ich werde berichten...

Liebe Schraubergrüße
Nikolaus

Wie versprochen, ich berichte...
Nach ca. 25 km Probefahrt mit etlichen erfolgreichen Startversuchen hatte ich also geglaubt den/die Fehler gefunden zu haben. Pustekuchen! Hat nicht lange gedauert und es ging wieder los "Klick-Klick-Klick". Zwischenzeitlich hatte ich vorsichtshalber einen neuen Magnetschalter gekauft, aus einer Lagerauflösung, schon älter aber noch original verpackt und günstig. Also wieder den Anlasser raus, Magnetschalter ab, Magnetschalter dran, Anlasser rein. Wenn man's mal öfter macht geht's auch viel schneller :roll:
Und wieder Probefahrt, Motor warm, etliche Startversuche - kein Problem...

Ein paar Tage später waren wir nach Südfrankreich aufgebrochen und dann - am Morgen nach der der 1. Übernachtung - hörte man wieder nur dieses Geräuch, dieses verdammte "Klick". Auch nach vielen, vielen "Klicks" - nix, er wollte einfach nicht mehr starten. Anschieben ging auch nicht, denn wir standen am Rande eines Friedhofes im relativ weiches Gras. Also versuchte ich folgendes: mit einem alten langen Schraubenzieher direkt die dicken Kontakte kurzschließen (beim ersten Mal bin ich richtig zusammengezuckt)! Es funkt und surrt der Anlasser - aber ohne einzuspuren! In meiner Verzweiflung habe ich dann einfach nochmal normal gestartet und schwubs lief der Motor. Was war denn das jetzt schon wieder??? Also wurde während der zweiten Etappe der Motor nicht mehr abgestellt und später am Ziel wollte ich mich drum kümmern. Die Umstände erlaubten aber keine großen Reparaturen und ich fand nur einen schlecht sitzenden Steckverbinder im Kabel zum Magnetschalter (Klemme 50). Nach telefonischer Rücksprache mit einem Spezialisten für alte Anlasser und Limas, der mir diese evt. Fehlerquelle bestätigen konnte, reinigte ich die Kontakte und siehe da:

Probefahrt mit wiederholtem Starten ohne Probleme.

Nach einige Tagen Standzeit dann aber wieder: "Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-....". Ich hatte nun echt die Schnauze voll und beschloß einen neuen Anlasser zu kaufen, sobald ich wieder zu Hause wäre. In der restlichen Zeit behalf ich mir mit der kuriosen aber "zuverlässigen" Schraubenzieher-Methode. Wieder zu Hause wartete ich das nächste "Klick-Klick" ab und versuchte einmal die Spannung auf ihrem Weg zum Magentschalter zu verfolgen. Die Ergebnisse waren nicht sehr eindeutig, aber die Spannung schien irgendwo zwischen Zugschalter und Magnetschalter auf bis unter 9 V abzufallen. Wichtiger aber war die Entdeckung, daß das Klicken gar nicht vom Magnetschalter kommt sondern vom Bremsflüssigkeitsrelais, welches zur gleichen Zeit angesteuert wird!!! Wird dieses Relais ausgebaut, tut sich dann beim Starten: nichts! Wenn ich mir aber von Klemme 30 eine Leitung zum Stecker (siehe oben Klemme 50) lege, geht der Anlasser los wie er soll. Demnach könnte es also am Zugschalter selbst liegen. ABER wie dran kommen - ohne das Armaturenbrett auszubauen... keine Chance. Also erst einmal einen Abzieher gebastelt um das Lenkrad abzubauen. Irgendwann war das Brett weg und der Zugschalter ausgebaut. Ein recht komplexes Zusammenspiel zwischen mechanischer und elektrischer Funktion. Echte Mercedes-Ingenieurs-Leistung aus vergangenen Tagen. Eigentlich Unkaputtbar! Das Durchmessen der Kontakte brachte nichts zu Tage; Stufe 1: Vorglühen - geht, Stufe 2: Starten - geht auch. Beim genaueren Hinsehen fiel mir aber am Kontakt Klemme 50 ein schwarzer Fleck auf, der aussah wie ein kleiner Tropfen klebrigen "Etwas", der beim Anziehen der Schraube von der Rundöse des Kabels breit gedrückt worden ist. Sollte das der Fehler sein, der mich seit 10 (!) Jahren nervt? Ich bin mal wieder soweit zu hoffen... Mit dem Dremel und einer kleinen Messingbürste habe ich dann die Kontaktflächen blank poliert und den Zugschalter wieder eingebaut. Noch einen leichten Knick im Draht vom Bowdenzug gerade gebogen und neu eingestellt. Was soll ich sagen: seitdem macht der Zug-"starter" was er soll, nämlich Starten :D

Aber so weit war ich ja schon mehrmals, ich werde berichten...

Es wird allerdings noch etwas dauern, denn jetzt, wo das A.-brett weg ist, will ich endlich eine weitere Groß-Baustelle, die Schallisolierung in Angriff nehmen.
Weiterhin habe ich - wie hier schon geschrieben - den Lichtschalter ausgetauscht und ein zusätzliches Relais eingebaut, welches das Fahrlicht mit der Zündung abschaltet. Das Radio, der Zigarettenanzünder und die Beifahrerdeckenleuchte laufen jetzt auch über die LiFePo4-Wohnraumbatterie, so können wir jetzt unbesorgt Radio hören und iDevices bis zum Umfallen aufladen :lol:

liebe Schraubergrüße
Nikolaus
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Beitragvon slowrace » 20.09.2018, 08:12

Hallo Nikolaus,
in meiner "Schrauberkarriere" sind mir auch schon oft Fehler untergekommen die erst auf den 2. oder gar 3. Versuch / Blick zu lokalisieren waren, es ist nicht immer so wie es zu Anfang scheint.
Recht herzlichen Dank an dich das Ganze auch zu "Papier" zu bringen und damit auch andreren Arnoldfreunden eine Hilfestellung zu geben.

Ich habe einen Bekannten der Problemlösungen auf eine aussergewöhnliche Vorgehensweise angeht: der Seppl hinterfragt erstmal auch die einfachsten Dinge ( zb. muß Wasser immer bergab fließen? geht es auch ander´s rum?). Sich eine solche Denkweise anzueignen kann auch oft schnell Zielführend sein.

Einen schönen Gruß von Schrauber zu Schrauber
Markus
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Probleme mit dem Starter

Beitragvon trialrider » 08.10.2018, 11:23

Hallo Nikolaus,
ich hatte ewig lange ein ähnliches Problem. Wenn der Wagen heiß war, war das Starten Glückssache. Motor kalt = kein Problem. Nachdem ich das Problem geregelt hatte(siehe unten) , war lange Zeit Ruhe. Jetzt im Urlaub plötzlich wieder die selbe Geschichte.
Bei meinem Arni lag da Problem nicht am Anlasser oder den Stromkabeln, die ich auch erneutert hatte, sondern ganz simpel an den Ringösen, mit denen die Stromkabel am Anlasser und am Fahrgestell angeschlossen werden. Wie gesagt hatte ich jetzt im Urlaub das o. a. Problem. Ich habe dann die beiden Anschlüsse abgeschraubt, mit einem Kunststoffpad wieder sauber gemacht, bis die Abschlüsse wieder geblinkt haben, dann war augenblicklich wieder alles in Ordnung. Bei meinem Arni hatten sich also durch Korrosion hohe Übergangswiederstände gebildet, die die nötige Leistung für den Warmstart blockiert haben. Dabei sahen die Ringösen gar nicht mal schlimm aus. In der Nachbereitung nach meinem Urlaub, werde ich die Anschlüsse besser gegen Korrosion abdichten.
Kleine Ursache gr0ße Wirkung.
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Beitragvon Arniko » 05.07.2022, 14:21

Hallo Freunde des Arnolds,

ich war jetzt lange nicht mehr aktiv hier, weil ich die letzten beiden Corona-Jahre damit verbracht hatte unseren Theaterwagen wieder neu aufzubauen.
Bild
Mit dabei war auch der Arnold, denn in der Scheune, in der ich arbeiten konnte, war nämlich kein Stromanschluß. So mußte meine LiFePo Batterie mal wieder ihre Kapazitäten unter Beweis stellen. In der Tat konnte ich sämtliche Arbeiten damit erledigen, außer dem Dach wo für die PVC-Schweißarbeiten ein Heisluftgerät laufen mußte und da hat mein 1200W-Stromwandler nicht mitgespielt.

Nun zurück zu meiner Odysee: Der Anlasser hatte leider nie aufgehört rumzuspinnen! Meistens ging er, manchmal eben nicht... Irgendwann auf Reisen, als er partout nicht wieder anspringen wollte, hab' ich mit einem Schraubenzieher die beiden großen Kontakte am Magnetschalter kurzgeschloßen; der Anlasser muckte kurz auf und beim anschließenden Startversuch sprang er sofort an. Groß war die Verwunderung!!!
Nachdem ich diese Prozedur im weiteren Verlauf der Reise widerholt und erfolgreich angewendet hatte, hatte ich mir einen Taster mit 2 Kabeln vom Amaturen brett zum Magnetschalter gelegt, um auf diese Weise bei Bedarf die Kontakte zu überbrücken. Danach startete er auch brav bis in letzter Zeit, wo sich einige Merkwürdigkeiten dazugesellten. Letzten Montag war es dann so weit: Ausgerechnet an einer Tankstelle war dem Starter keinen Mucks mehr zu entlocken. Auch der Pannenhelfer hatte keine weiteren Ideen mehr und wir mußten den Arnld angeschleppen, um die Heimreise antreten zu können. Wir hatten diese Woche zunächst noch weitere Aufführungen, Freitag konnte ich den Anlasser endlich ausbauen, gestern bestellen und eben habe ich den neuen eingebaut. Der Test steht noch aus, denn ich warte noch auf ein Motorlager, welches ich erneuern will, aber ich denke (und hoffe es inständig), daß es nun ein Ende hat mit dieser Odysee...

Liebe Grüße
Nikolaus
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